„Döner-Morde“ ist Unwort des Jahres 2011

Die Aktion „Unwort des Jahres“ möchte Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern, indem sie auf den öffentlichen Gebrauch von sprachlichen Formulierungen aufmerksam macht, die sachlich unangemessen oder inhuman sind.

Im Gegensatz zum „Wort des Jahres“, das jedes Jahr im Dezember von der Gesellschaft für deutsche Soprache (GfdS) ausgewählt wird, ist die Aktion „Unwort des Jahres“ unabhängig von Institutionen. Die Jury besteht aus vier SprachwissenschaftlerInnen und einem Journalisten und wird jährlich wechselnd durch ein weiteres Mitglied aus dem Bereich des öffentlichen Kultur- und Medienbetriebes ergänzt. Vorschläge zum Unwort des Jahres kann jeder machen, indem sie/er diese bis zum 31.12. eines Jahres schriftlich an die Jury einreicht.

Das Unwort des Jahres 2011 ist dieses Mal „Döner-Morde“. Zur Begründung schriebt die Jury in einer Pressemitteilung:

„Mit Döner-Morde wurden von Polizei und Medien die von einer neonazistischen Terrorgruppe verübten Morde an zehn Menschen bezeichnet. Der Ausdruck steht prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde: Die Unterstellung, die Motive der Morde seien im kriminellen Milieu von Schutzgeld- und/oder Drogengeschäften zu suchen, wurde mit dieser Bezeichnung gestützt.

Damit hat Döner-Mord(e) über Jahre hinweg die Wahrnehmung vieler Menschen und gesellschaftlicher Institutionen in verhängnisvoller Weise beeinflusst. Im Jahre 2011 ist der rassistische Tenor des Ausdrucks in vollem Umfang deutlich geworden: Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechts-terroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden.“

Eine gute Wahl also …

Mehr über die Aktion „Unwort des Jahres“:

Unwort des Jahres – Startseite

Die vollständige Pressemitteilung:

Pressemitteilung Unwort des jahres 2011