Am Wochenende ist in allen großen Zeitungen der hessische Einbürgerungstest veröffentlicht worden. Und damit ist die öffentliche Diskusion natürlich eröffnet. Interessant finde ich den folgenden Artikel aus der „Welt“, in dem sich Teilnehmer eines Intergrationskurses insgesamt positiv über solche Tests äußern:
„… „Ganz schön schwer“, stöhnt Elsona Dushku. Ihr Zeigefinger bleibt auf der Frage 83 des geplanten hessischen Einbürgerungstests liegen: Wer komponierte in seiner 9. Sinfonie am Schluß die „Ode an die Freude“? „Muß man das wissen“, fragt die junge Albanerin im Integrationskurs an der „Lehrerkooperative“ in Frankfurt am Main.
Die Fragen des Einbürgerungstest, den die WELT gestern abdruckte, wurden in der privaten Schule heftig diskutiert, die Deutschkurse für Ausländer anbietet. 220 Schüler wie Dushku, die aus Ländern wie Mexiko, Pakistan oder dem Iran stammen, besuchen zur Zeit die Einrichtung. Viele wollen später mal einen deutschen Paß; alle zumindest eine längere Aufenthaltsgenehmigung. Darum nehmen sie an dem vom Bund geförderten und verpflichtenden 600-Stunden-Deutschkurs teil und absolvieren einen dazugehörigen Orientierungskurs.
Für die meisten Schüler sei der Lehrgang eine gute Vorbereitung auf die Fragen im Einbürgerungstest, sagen sie. Er vermittele einen groben Überblick über die deutsche Geschichte, die Struktur des Regierungssystems und kläre, welches Verhalten akzeptiert wird – und welches nicht. Zu letzterem gehört etwa das Schlagen von Kindern. Während Dushkus Finger an Frage 83 über den Komponisten vorbeihuscht, versucht Kurslehrerin Petra Fuentes-Benzig die Pläne des hessischen Innenministers Volker Bouffier (CDU) zu erklären. „Der Test ist so ein bißchen wie der Türsteher einer Disko“, sagt die Lehrerin.
Auch ihr Schüler aus Aserbaidschan geht konzentriert die Fragen durch: „Ich finde es gut, daß man das wissen muß“, sagt Anar Alaskarov. „Ich muß doch antworten können, wenn ich einen deutschen Paß habe und mich einer fragt, warum es Bundesrepublik heißt.“ Die meisten der Schüler sind ähnlich begeistert von den Orientierungskursen, sagt Lehrerin Fuentes-Benzig. „Viele fangen an, Deutschland mit ihrem Land zu vergleichen und verstehen viel besser, was hier eigentlich passiert.“ Sie finde es gut, daß diejenigen, die hier leben wollen, sich auskennen und die deutsche Sprache sprechen müssen – das sei schließlich die wichtigste Voraussetzung für Integration….“
Die Frage ist natürlich, ob die Aussagen der Schüler dieses Kurses wirklich repräsentativ sind. Auf jeden Fall ein interessantes Diskussionsthema für den Deutschunterricht.
Der Artikel ist am Freitag, 17.03.2006 erschienen. Unter dem Artikel gibt es auch Links zu weiteren Artikeln und zu der Seite mit den Fragen und Antworten des Einbürgerungstests.
Die Welt – „Der Test ist ein bisschen wie der Türsteher in einer Disko“