Vor der letzten TestDaF-Prüfung hat mir ein Leser auf den Facebook-Seiten von Deutsch lernen und studieren folgende Frage gestellt:
… Seit ein paar Wochen bereite ich mich auf den TestDaf vor, der am 18.Juli stattfindet. Jeden Tag lernen wir neue Verben und Vokabeln. Aber das Problem ist, dass ich mich beim Sprechen an diese Verben oder Vokabeln nicht erinnern kann. Haben Sie einen Vorschlag dafür? ….“ [gekürzt]
Der TestDaF-Kandidat spricht hier gleich zwei Probleme an, die viele Deutschlerner haben und die auch immer wieder von Teilnehmern in Deutschkursen thematisiert werden – besonders in Prüfungsvorbereitungskursen, wo häufig eine große Zahl an Hör- und Lesetexten als Übungsmaterial eingesetzt wird.
1. Er kann sich die Bedeutung vieler neuer Wörter nicht merken.
2. Er kann viele der neuen Wörter nicht beim Sprechen benutzen.
Das ist eigentlich kein Wunder, denn in einem intensiven TestDaF-Trainingskurs kommt es z.B. häufig vor, dass man an einem Vormittag ein komplettes Leseverstehen und ein komplettes Hörverstehen übt – schließlich muss man bei der Prüfung ja sogar alle vier Prüfungsteile hintereinander machen.
Wenn man als Deutschlerner dann am Ende des Vormittags mal seine Unterlagen durchschaut, dann wird vielen vor lauter unbekannten Wörtern schwarz vor Augen, weil sie denken, dass sie alle diese Wörter lernen müssen.
Wie sie zu dieser Meinung kommen, das weiß ich nicht. Aber sicher ist, dass es ganz unmöglich ist so viele Wörter in kürzester Zeit zu lernen. Die Vokabeln aus den TestDaF-Texten sind auch gar nicht dazu gedacht, dass man sie alle lernen soll.
Schließlich handelt es sich bei diesen Texten nicht um Texte, die speziell für Deutschlerner geschrieben wurden, sondern um so genannte authentische, man könnte auch sagen, originale Texte, die aus deutschen Medien stammen und für die Prüfung nur geringfügig geändert werden.
Deshalb enthalten diese Texte viele Synonyme bekannter Wörter, Funktionsverbgefüge, schwierige Komposita, um nur ein paar Beispiele zu nennen, was diese Texte schwierig macht. Aber eure Aufgabe besteht gerade darin zu zeigen, dass ihr den Inhalt deutscher Texte auch dann verstehen könnt, wenn ihr nicht jedes einzelen Wort kennt.
Denn dass man nicht alle Wörter einer Sprache, sondern im Gegenteil nur einen Bruchteil davon kennt, das ist ganz normal. Übrigens gilt das sogar für Muttersprachler, die zwar mehr Wörter kennen als der durchschnittliche Deutschlerner, aber auch nicht alle.
Einige Zahlen zum Thema Wortschatzlernen findet ihr übrigens auch in dem Artikel „Wie viele deutsche Wörter muss ich lernen?“