Viele Deutschlerner haben Probleme damit, wenn im Deutschunterricht nicht ein Grammatik-Thema nach dem anderen behandelt wird, sondern verschiedene Grammatik-Themen, mit denen man eine bestimmte sprachliche Handlung (Funktion) auszudrücken kann, gleichzeitig behandelt werden.
Ein solches Beispiel ist das Thema: „Vermutungen“.
Eine Vermutung kann man durch verschiedene sprachliche Mittel ausdrücken. Zum Beispiel
durch eine Grammtikform (hier: Futur 1):
Unser Freund wird noch im Stau auf der A4 stecken.
durch ein Modelverb:
Unser Freund dürfte/müsste/könnte noch im Stau auf der A4 stecken.
durch bestimmte Wörter bzw. Ausdrücke:
Unser Freund steckt vermutlich/vielleicht noch im Stau auf der A4. (Adverb)
Meine Vermutung ist, dass unser Freund noch im Stau auf der A4 steckt. (Ausdruck)
Ich nehme an/vermute, unser Freund steckt noch im Stau auf der A4. (Verb)
Auf der Website von „Lernado“ habe ich ein schön gemachtes Grammatik-PrintOut im pdf-Format zum Thema „Vermutungen“ gefunden, in dem verschiedene Möglichkeiten eine Vermutung auszudrücken vorgestellt werden. Es gibt auch Übungen und Beispiellösungen.
Vielleicht hilft es dem einen oder anderen, etwas besser zu verstehen, wie Grammatik im modernen Sprachunterricht (oft) behandelt wird – nämlich untergeordnet unter der „sprachlichen Funktion“ dieser Form. „Sprachliche Funktion“ ist das, was man mit der Grammatikform ausdrücken (sagen) möchte, also hier z.B. eine Vermutung. Alles klar?