Deutschland-Stipendium für ausländische Studenten – eine Bilanz des ersten Jahres

Zum Sommersemester 2011 wurde von der deutschen Bundesregierung das so genannte Deutschlandstipendium eingeführt, das sich ausdrücklich auch an ausländische Studenten wendet. Das Deutschlandstipendium soll besonders begabte Studierende mit 300 Euro pro Monat unterstützen. Voraussetzungen für das Stipendium sind gute Leistungen oder besonderes soziales Engagement.

Umstrittenes Deutschlandstipendium

Politisch ist das Deutschland-Stipendium umstritten, da es von der Opposition im Bundestag als unsozial, bürokratisch und im Umfang völlig unzureichend kritisiert wird.

Eine Kritik, die nicht ganz von der Hand zu weisen ist, wenn man sich die gerade vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten für das erste Jahr des Deutschland-Stipendiums anschaut.

Demnach wurden im letzten Jahr gerade mal 5375 Deutschland-Stipendien vergeben. Bei ca. 2,4 Millionen Studenten an den deutschen Hochschulen entspricht das einer Förderquote von ca. 0,22 Prozent.

356 ausländische Deutschlandstipendiaten im ersten Jahr

Mich hat aber natürlich besonders interessiert, ob von den wenigen Stipendien auch welche bei ausländischen Studenten gelandet sind. Ich habe mir die aktuellen Zahlen deshalb mal genauer angeschaut und bin tatsächlich fündig geworden.

Insgesamt konnten 356 Ausländer eines der raren Stipendien ergattern. Das entspricht einem Anteil von 6,6 Prozent der geförderten Studenten. Bei ca. 250 000 ausländischen Studenten entspricht das einer Förderquote von 0,14 aller ausländischen Studenten, die damit noch etwas niedriger liegt als bei den deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen.

Die meisten Deutschland-Stipendien für ausländische Studierende wurden in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vergeben (100). Gefolgt von den Ingenieurwissenschaften (89) und den Naturwissenschaften einschließlich der Mathematik (63). Die meisten Stipendiaten kamen aus europäischen Ländern (218), aber auch Asien war mit 93 Stipendiaten ganz gut vertreten.

Schlecht sieht es dagegen für Amerika (23) und Afrika (18) aus. Ein echter Glückspilz ist wohl der Student aus Neuseeland, der als einziger Vertreter seines Kontinents ein Stipendium erhalten hat. Bei den einzelnen Ländern liegt Russland mit 40 Stipendiaten vor China (31), Polen (30) und der Türkei (24) auf dem ersten Platz.

Vorläufiges Fazit

Alles in allem sind die Chancen als ausländischer Student ein Deutschland-Stipendium zu bekommen also nicht gerade besonders groß. Da es für Studienanfänger aus dem Ausland aber so gut wie keine andere Fördermöglichkeit gibt, lautet das Fazit fürs Erste wohl „besser als gar nichts“ – was für die 99,86 Prozent ausländischer Studenten, die leer ausgegangen sind, natürlich ein schwacher Trost sein dürfte.

Wer es ganz genau wissen möchte, der findet die aktuellen Daten zum Deutschland-Stipendium in dieser Publikation des Statistischen Bundesamtes:

„Förderung nach dem Stipendienprogrammgesetz„

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