Das erklärte Ziel der Aktion „Unwort des Jahres“ ist es Sensibilität für Sprache und Sprachgebrauch zu fördern, indem sie auf sprachliche Formulierungen in den Medien aufmerksam macht, die sachlich unangemessen oder inhuman sind.
Insofern war die Einführung der vollen Freizügigkeit für Bürger der EU-Staaten Bulgarien und Rumänien zum 1.Januar 2014 ein „Glücksfall“ für die Sprachkritiker von der Aktion „Unwort des Jahres“.
Denn im Vorfeld dieses Ereignisses kamen in der innenpolitischen Diskussion in Deutschland eine ganze Menge von unangemessenen Formulierungen auf, die die Bürger dieser Staaten pauschal diskriminieren.
„Armutszuwanderung“, „Einwanderung in die Sozialsysteme“ oder „Freizügigkeitsmissbrauch“ wären ebenfalls gute Kandidaten für das Unwort des Jahres gewesen und standen zur Auswahl. Am Ende hat sich die Jury dann aber für „Sozialtourismus“ entschieden.
In der Begründung der Jury heißt es dazu:
„… mit dem Ausdruck „Sozialtourismus„ [wird] gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderer, insbesondere aus Osteuropa gemacht. Das Grundwort „Tourismus„ suggeriert in Verdrehung der offenkundigen Tatsachen eine dem Vergnügen und der Erholung dienende Reisetätigkeit Das Bestimmungswort „Sozial„ reduziert die damit gemeinte Zuwanderung auf das Ziel, vom deutschen Sozialsystem zu profitieren.
Dies diskriminiert Menschen, die aus purer Not in Deutschland eine bessere Zukunft suchen, und verschleiert ihr prinzipielles Recht hierzu. Der Ausdruck „Sozialtourismus„ reiht sich dabei in ein Netz weiterer Unwörter ein, die zusammen dazu dienen, diese Stimmung zu befördern. …“ (Pressemitteilung Unwort des Jahres 2013)
Die vollständige Presseerklärung der Jury könnt ihr hier nachlesen:
Pressemitteilung Unwort des Jahres 2013
Und auf der Website der Aktion „Unwort des Jahres“ findet ihr weitere Infos: