Der Landtag des Bundeslandes Baden-Württemberg im Südwesten von Deutschland hat gestern mit deutlicher Mehrheit die Einführung von Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer beschlossen.
Was bedeutet das?
Konkret heißt das, dass ausländische Studenten, die nicht aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union (EU) stammen, ab dem kommenden Wintersemester 2017/2018 1.500 Euro pro Semester auf den Tisch legen müssen, wenn sie an einer baden-württembergischen Hochschule studieren möchten.
Wichtig: Nicht betroffen sind alle Nicht-EU-Studenten, die bereits an einer Hochschule in Baden-Württemberg eingeschrieben sind. Sie genießen sogenannten Bestandsschutz, was bedeutet, dass sie ihr Studium bis zum Abschluss ohne Studiengebühren fortsetzen können.
Nachdem zum Wintersemester 2014/2015 Niedersachsen als letztes Bundesland die Studiengebühren – die seinerzeit von allen Studenten erhoben wurden – abgeschafft hatte, geht die Diskussion über Sinn und Unsinn von Studiengebühren also in die nächste Runde, was ich übrigens schon damals vorhergesagt hatte. Denn niemand sollte glauben, dass man die tatsächlichen oder vermeintlichen Probleme bei der Hochschulfinanzierung mit den Gebühren für Nicht-EU-Studenten wird lösen können.
Was tun?
Als Nicht-EU-Ausländer müsst ihr euch überlegen, ob es sich lohnt für ein Studium in Baden-Württemberg zwischen 6.000 (zweijähriges Master-Studium) und 15.000 Euro (komplettes Studium mit dreijährigem Bachelor- und zweijährigem Master-Studiengang) zusätzlich auszugeben, denn in allen anderen deutschen Bundesländern ist das Studium auch für Nicht-EU-Studenten (noch!) kostenfrei.
Wenn ihr jetzt dort ein Studium beginnt, dann könnt ihr ziemlich sicher sein, dass ihr bis zum Abschluss kostenfrei studieren könnt, denn selbst wenn die anderen Bundesländer nachziehen sollten und auch Studiengebühren einführen, werden sie sehr wahrscheinlich ebenfalls Bestandsschutzregelungen (s.o.) für bereits eingeschriebene Studierende treffen.
Pro und Contra
Wirklich stichhaltige Argumente für ein Studium in Baden-Württemberg fallen mir ehrlich gesagt spontan kaum ein, obwohl ich selbst in diesem Bundesland lebe.
Baden-Württembergische Hochschulen haben zwar ein sehr gutes Angebot an Studiengängen, gut ausgestattete Räumlichkeiten und auch die Finanzierung des Studiums durch Nebenjobs ist hier vergleichsweise einfach möglich.
Darüberhinaus ist Baden-Württemberg ein landschaftlich sehr schönes, sicheres und multikultuerlles Bundesland mit angenehmem Klima und (ausländer)freundlichen Menschen.
Aber es ist nicht wirklich so, dass man all das in anderen Bundesländern nicht auch finden könnte. Dazu kommen noch die hohen Mieten, die in den beliebten Uni-Städten sowieso zu den teuersten in ganz Deutschland gehören. Und was ihr schon gar nicht erwarten solltet, ist, dass ihr durch die Studiengebühren exklusivere Studienbedingungen bekommt.
Schließlich landet der Großteil der Studiengebühren im Haushalt des Landes, die Hochschulen bekommen davon nur 300 Euro pro Gebührenzahler. Bei diesem geringen Betrag ist kaum davon auszugehen, dass die Hochschulen euch eine Vorzugsbehandlung zukommen lassen werden.
Sollte mir etwas Gegenteiliges zu Ohren kommen, werde ich euch selbstverständlich hier auf dem Laufenden halten. .. ;)
Entscheiden müsst ihr euch im Normalfall übrigens bis (spätestens) zum 15. Juli, denn da endet an den meisten Hochschulen in Deutschland die Frist für die Einschreibung zum Wintersemester. – Ausnahmen bestätigen die Regel.