Am Freitag letzter Woche wurden wie immer zur Weihnachtszeit von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) die Wörter des Jahres 2013 gewählt. Ganz nach oben auf das Siegertreppchen hat die Jury der GfdS dieses Jahr das Wort „GroKo“ gestellt.
Dass GroKo kein richtiges Wort ist, könnt ihr schon an dem großgeschriebenen K im Innern des Wortes erkennen. GroKo ist ein Akronym oder auf Deutsch ein Kurzwort, das seine kurze, aber offensichtlich steile Karriere als Hashtag beim Kurznachrichtendienst Twitter gestartet hat.
Falls ihr das nicht wisst: Hashtags sind mit dem Rautenzeichen # markierte Schlagworte. Mit Hilfe der Markierung kann man die Beiträge zum jeweiligen Schlagwort bei Twitter abonnieren und so den Nachrichten und Diskussionen zum Thema folgen.
GroKo steht für „Große Koalition“. Große Koalition bedeutet, dass die CDU/CSU und die SPD, die beiden größten Parteien in Deutschland, gemeinsam die neue Bundesregierung bilden werden, nachdem bei den Wahlen im Herbst 2013 die alte Koalition aus CDU/CSU und FDP abgewählt wurde. Das Thema Große Koalition bestimmt seit der Bekanntgabe des Wahlergebnisses die innenpolitischen Diskussionen in Deutschland.
Das Wort bzw. die Abkürzung GroKo selbst klingt durch die Ähnlichkeit mit „Kroko“ – der Kurzform von Krokodil – originell und zugleich ironisch distanziert, was für den Diskussionsstil der Netzgemeinde nicht untypisch ist. Über die politisch interessierte Netzgemeinde hinaus dürfte GroKo aber bis jetzt weitgehend unbekannt gewesen sein. Zumindest ich hatte es vor der Wahl zum Wort des Jahres noch nie gehört.
Vermutlich auch deshalb hat die Gesellschaft für deutsche Sprache den eigenen Anspruch in ihrer aktuellen Presseerklärung zum Wort des Jahres präzisiert bzw. erweitert. Während die Wörter des Jahres bisher „die öffentliche Diskussion des betreffenden Jahres besonders bestimmt haben“ sollten – was zwar auf das Thema „Große Koalition“ einigermaßen zutreffen könnte, keinesfalls aber auf das Wort GroKo selbst – schreibt die GfdS nun, dass auch Wörter und Ausdrücke ausgewählt werden können, „die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen („verbale Leitfossilien“ eines Jahres). Es geht nicht um Worthäufigkeiten.“
Ich würde GroKo zwar auch nicht als „verbales Leitfossil“ bezeichnen, aber den von SMS, Twitter, What’s App und Co. geprägten, sprachlichen Zeitgeist spiegelt es auf jeden Fall ziemlich treffend wider. Insofern finde ich die Wahl von GroKo zumindest gelunger als die letztjährige „Rettungsroutine“, auch wenn manche diese Wahl als Anbiederung an den Zeitgeist interpretieren.
Auf den weiteren Plätzen landeten übrigens „Protz-Bischof“ (2), was sich auf den wegen angeblicher Geldverschwendung beim Bau seiner neuen Residenz bekannt gewordenen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bezieht und die „Armutseinwanderung“ (3), womit die arnmutsbedingte Zuwanderung aus afrikanischen Krisengebieten oder von ethnischen Minderheiten aus Osteuropa gemeint ist.
Wie jedes Jahr wurden insgesamt zehn Wörter des Jahres ausgewählt. Wenn euch die weiteren Wörter interessieren, solltet ihr hier weiterlesen:
Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS): Wort des Jahres
Die Pressemitteilung der GfdS findet ihr hier:
Pressemitteilung – Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS): Wort des Jahres 2013
Die Wörter der vergangenen Jahre habe ich hier verlinkt: